Pressemitteilung
Flut von Info-Schnipseln
Der Journalismus sucht Antworten auf die Informationsmanipulation
Frankfurt am Main, 05. Juni 2023. Absichtsvoll in die Irre führende Meldungen zur Covid 19-Pandemie, zum Klimawandel und nun zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bei gleichzeitiger Omnipräsenz algorithmischer Aufmerksamkeitssteuerung der Plattformen treiben die Sorgen um gesellschaftliche Destabilisierungen an. Welche Antworten hat der Journalismus darauf, um sich im Universum der Fiktion zu behaupten? „Faktenchecks, journalistische Qualitätsstandards, evidenzbasierte Berichterstattung helfen Gesellschaften, resilienter gegen Informationsmanipulation zu werden“, ist sich Stephan Mündges sicher. Der Geschäftsführer des Instituts für Journalistik an der TU Dortmund ist Co-Koordinator des German Austrian Digital Media Observatory (GADMO), einem Zusammenschluss von Faktencheck-Organisationen und Forschungsteams aus beiden Ländern.
Katharina Kleinen-von Königslöw hält es „für eine immer schwieriger werdende journalistische Aufgabe, jene mit verlässlichen Informationen zu versorgen, die sich über soziale Medien informieren“. Denn angesichts der dortigen unendlichen Flut der Info-Schnipsel, so die Professorin für Journalistik und Kommunikationswissenschaft von der Universität Hamburg, „funktionieren bisherige Strategien, Qualität und Glaubwürdigkeit zu bewerten, nicht mehr.“ Die Folge: „Mit nachträglichen Richtigstellungen, Einordnungen und Fakten-Checks werden gerade diejenigen nicht erreicht bzw. überzeugt, denen es an Ressourcen für eine eigenständige Bewertung von Informationen fehlt.“
Deshalb müsse der Journalismus weg vom schlichten Schwarz-Weiß-Schema, sagt Nina Pater. Es gelte, so die Managerin für medienübergreifenden Journalismus des Hessischen Rundfunks, „die Grautöne, also das, was zwischen Schwarz und Weiß zu finden ist, besser verständlich zu machen.“ Dafür, so Nina Pater weiter, „müssen wir mehr unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen lassen.“ Nur dann werde es gelingen, mehr Menschen mit journalistischen Angeboten zu erreichen, denn „die Bandbreite der Bedürfnisse ist größer geworden.“
Katharina Kleinen-von Königslöw eröffnet mit ihrer Keynote „Verloren in der Flut der Info-Schnipsel?“ den zweiten Teil des forum-medienzukunft und diskutiert anschließend mit Nina Pater und Stephan Mündges. Der Bremer Soziologe Nils C. Kumkar setzt sich im abschließenden „Denkzettel“ mit „Medialen Nebenwirkungen“ auseinander. Der Autor des Buches „Alternative Fakten. Zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung“ sagt: „Gesellschaftliche Konflikte lassen sich in digitalisierten Öffentlichkeiten zwar immer weniger übersehen, aber wir sind findig darin, sie zu leugnen, zu verschieben und im Getöse der Informationsflut zu übertönen.“
Der Teil des forum-medienzukunft befasst sich mit den Facetten vor allem russischer Auslandskommunikation und ihrer Einflusskanäle. Im Anschluss an seine Keynote diskutiert Florian Töpfl, Professor für Politische Kommunikation mit Schwerpunkt Osteuropa und postsowjetische Region, Universität Passau, mit Paula Köhler vom Research Team der Münchner Sicherheitskonferenz, Sabrina Spieleder vom Europäischen Auswärtigen Dienst, und Ralf Stettner, Leiter der Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit im Hessischen Innenministerium und Chief Information Security Officer der hessischen Landesverwaltung.
Das forum-medienzukunft ist eine Veranstaltungsreihe der Medienanstalt Hessen und befasst sich in seinen jährlichen Ausgaben mit Veränderungen und Umbrüchen in Medien und Gesellschaft, die die Digitalisierung auslösen, und daraus resultierenden Herausforderungen.
Das komplette Programm und weitere Informationen
forum-medienzukunft
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Über Manipulation, Propaganda, Zensur – Wie wir die Freiheit der Information sichern können
am Dienstag, 13. Juni 2023, 15 Uhr
Online aus und in der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main
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